Vicente-Juan Ballester Olmos und Wim van Utrecht: BELGIUM IN UFO PHOTOGRAPHS
Volume 1 (1950–1988) – FOTOCAT Report #7
Vorwort: James Oberg
Vicente-Juan Ballester Olmos (geb. 1948) ist einer der bekanntesten UFO-Forscher in Europa und lebt in Spanien. Er ist seit 1966 aktiver UFO-Ermittler und hat neun Bücher und über 480 Publikationen verfasst. Seit 2001 leitet er das Projekt UFO FOTOCAT, in dessen Rahmen er in einer Datenbank UFO-Sichtungen dokumentiert, bei denen Fotos oder Videos vorgelegt worden sind. Er hat sich auf die Untersuchung von UFO-Fotos und -Videos spezialisiert und veröffentlicht aktuelle Recherchen und Ergebnisse in einem englisch- und spanischsprachigen Blog: fotocat.blogspot.de
Der belgische UFO-Forscher Wim van Utrecht (geb. 1959) ist seit den 80-er Jahren aktiv tätig. Er leitete eine belgische UFO-Forschungsorganisation und gab eine Zeitschrift heraus. Seinen Schwerpunkt sieht er weniger bei der Sammlung von UFO- Sichtungen, sondern mehr in der Dokumentation möglicher Ursachen. Viele UFO-Ereignisse, darunter auch sogenannte »Klassiker«, lassen sich einer herkömmlichen Erklärung zuführen. Er initiierte hierzu das Forschungsprojekt »CAELESTIA«: www.caelestia.be. Zusammen mit dem Forscher Frederick Delaere betreibt er seit 2007 eine Hotline für UFO-Meldungen und betreibt ein entsprechendes Web-Portal: www.ufomeldpunt.be
In dem vorliegenden ersten Teil einer Buchreihe werfen die Autoren einen wissenschaftlich fundierten Blick auf die über Belgien hinaus bekannten, aber auch weniger bekannten belgischen UFO-Fotos aus den Jahren 1950 bis 1988. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sind. Sie beschränken sich nicht nur auf die Beschreibung der Ereignisse, sondern analysieren jeden Vorfall und fotografischen Nachweis neu. Dabei geben sie historische und interessante Detailinformationen wieder, die selbst langjährigen UFO-Forschern kaum bekannt sein dürften. Sie beleuchten Hintergründe, betrachten die Augenzeugen und Melder und prüfen das Material, ob es Hinweise auf Anomalien zeigt.
Der historische Rückblick auf die fast 40 betrachteten Jahre zeigt den repräsentativen Charakter der Vorfälle. Sie lassen sich durchaus mit den Meldungen aus anderen Ländern und selbst mit den an die GEP gemeldeten UFO-Ereignissen vergleichen.
Der erste Fall, ein April-Scherz einer Lokalzeitung, stammt vom 31.03.1950. Danach soll in Brügge eine 45-Meter durchmessende fliegende Untertasse abgestürzt sein. Sie war mit 21 kleinen einäugigen Kreaturen bemannt, die von den Behörden in ein Lager interniert wurden. Kurz vor Redaktionsschluss der Zeitung habe man erfahren, dass sie vom Mars gekommen seien.
Gleich bei dem nächsten Fall vom 16.05.1953 handelt es sich um einen bekannten »Klassiker«. Wir kennen ihn u. a. aus dem Buch »Das Geheimnis der unbekannten Flugobjekte« von Adolf Schneider und Hubert Malthaner (S. 172 f).
Im selben deutschen Buch berichten Schneider und Malthaner über einen Fall vom 5. Juni 1955 (S. 152 f). Darin heißt es, dass von einem belgischen Berufsfotografen mehrmals ein Flugkörper über Namur fotografiert worden sei. Ballester Olmos und van Utrecht beleuchten in einer umfassenden Analyse ebenfalls diesen Fall und fanden deutliche Hinweise auf einen Schwindel.
In BELGIUM IN UFO PHOTOGRAPHS untersuchen die Autoren 84 belgische Fotofälle. In ihren Analysen bedienen sie sich modernen Werkzeugen wie z. B. dem auch von uns verwendeten Planetariumprogramms oder Methoden der Bildforensik, die auch von der GEP angewandt werden. Wer sich die Analysen anschaut wird feststellen, dass sich unsere Methoden nicht von denen der Autoren unterscheiden. Und selbst die Ergebnisse ihrer statistischen Auswertung der untersuchten Fälle könnten bei einer bei uns durchgeführten Auswertung ähnlich sein.
In der statistischen Analyse betrachten die Autoren unterschiedliche Verteilungen, beispielsweise zu welcher Uhrzeit die Sichtungen oder Aufnahmen erfolgten. Dabei zeigt sich ähnlich wie bei uns, dass sich der Hauptanteil zwischen 18 Uhr und 23 Uhr verteilt. Der typische belgische UFO-Fotograf ist zwischen 30 und 39 Jahre alt, der jüngste 11 und die älteste Fotografin 60.
Für mich von besonderem Interesse sind die Ergebnisse der Analysen. Danach haben sich von den 84 Fällen 25 als Fälschungen herausgestellt oder es wurden Indizien gefunden, die auf einen Schwindel hinweisen. Für fast alle anderen Fälle konnten herkömmlichen Erklärungen gefunden werden. Nur sieben Fälle blieben ungeklärt, wobei hier jedoch für eine sachgerechte Analyse keine ausreichenden Informationen vorlagen.
In Ihren Schlussfolgerungen kommen die Autoren zu Erkenntnissen, die wir zum Teil anhand unserer Fälle nachvollziehen können. Leider haben wir noch keine entsprechenden Erhebungen vorgenommen, aber aus dem Bauchgefühl heraus werden sie ähnlich sein. Danach ist der typische UFO-Fotograf ein junger Mann, der sich bereits vor seinen Aufnahmen für das UFO-Phänomen interessierte. Bei mehr als einem Drittel der Melder handelt es sich um Mehrfachsichter oder –fotografen. Das ist schon erstaunlich, weil es sich bei den UFO-Ereignissen eher um seltene spontane Vorfälle handelt und man muss sich fragen, ob hier nicht die Phantasie der Melder besonders ausgeprägt ist und sie »unbedeutende Flecke« als UFOs melden.
Den Autoren ist neben der schlechten Qualität der Aufnahmen auch aufgefallen, dass die Kompetenz der damals untersuchenden Ufologen nicht besonders hoch gewesen sein kann. Natürlich hatten sie nicht die Hilfsmittel zur Verfügung wie wir heute, jedoch haben sie exotische Erklärungen vehement verteidigt und deutliche Hinweise auf herkömmliche Erklärungen ignoriert. Und auch die Medien, bzw. Journalisten trugen ihren Teil dazu bei, den Mythos der »Fliegenden Untertassen« aufrecht zu halten, anstatt seriöse investigative Arbeit zu leisten. Die Autoren kritisieren zudem die damalige amateurhafte Arbeit der voreingenommenen Laienforscher und Wissenschaftler.
Nun haben die Autoren einen Zeitraum von 1950 bis 1988 betrachtet. In einem Folgeband werden sie neuere Fälle untersuchen und prüfen, ob die Verbesserung der Kamera und Digitaltechnik, sowie auch der größere Verbreitung von Digitalkameras zwangsläufig auch zu besseren UFO-Aufnahmen geführt haben.
Der von Vicente-Juan Ballester Olmos und Wim van Utrecht zusammengestellte Band und ihre darin veröffentlichten Analysen entsprechen auch meinen persönlichen Erfahrungen in der UFO-Forschung und Ermittlungsarbeit. Die Herangehensweise und auch die von ihnen erzielten Ergebnisse sind ähnlich. Es handelt sich um eine wertvolle Arbeit, die insbesondere die an der Ermittlungsarbeit beteiligten UFO-Forscher studieren sollten. Sie macht auch deutlich, dass es sehr wichtig und eigentlich zwingend notwendig ist, sich mit möglichen UFO-Stimuli zu beschäftigen und sich autodidaktisch weiterzubilden und zu versuchen, immer auf einem aktuellen Stand zu sein. Aber eines zeigt die vorliegende Studie auch. Es reicht nicht immer aus, sich ausschließlich auf die Analyse einer UFO-Aufnahme, quasi als »Corpus Delicti«, zu konzentrieren. Auch bei zu analysierenden UFO-Aufnahmen macht es Sinn, zusätzlich einen Blick auf den Melder zu werfen und dessen Prädisposition zu checken.
BELGIUM IN UFO PHOTOGRAPHS ist ein beeindruckender wissenschaftlicher Beitrag zur UFO-Forschung und forensischen Bildanalyse. Die darin enthaltenen Analysen, Diskussionen und die verwendete akribische Methodik sind vorbildlich und sollten für uns Wegbereiter für eigene Untersuchungen sein. Sie zeigen, dass es im Rahmen der »Bürgerforschung« (Citizen Science) durchaus möglich ist, UFO-Aufnahmen mit frei zur Verfügung stehenden Werkzeugen und mit Kenntnissen der Bildforensik zu untersuchen und ihre Hintergründe mit Methoden des investigativen Journalismus und auch mit einem kritischen gesunden Menschenverstand soziologisch aufzuarbeiten. Eine tolle Arbeit, die noch dazu kostenlos erhältlich ist. Klasse!!!
Hans-Werner Peiniger
Das Buch hat über 400 Seiten, 366 Abbildungen (Bilder, Diagramme, Karten, Himmelskarten, etc.) und enthält einen statistischen Überblick über die untersuchten Fälle. Es handelt sich um den »FOTOCAT Report Nr. 7«, der, wie andere Ausgaben dieser Serie auch, hier kostenlos online verfügbar ist.
Für Buchsammler, Buchliebhaber und Bibliotheken ist eine gedruckte Ausgabe in Vollfarbe und Großformat bei UPIAR (Turin, Italien) erschienen und kann für 40,00 € über die Website des Verlages hier bezogen werden:
UPIAR Monograph
UFO Phenomena International Annual Review
www.upiar.com
Torino (Italien), 2017
Quelle: JUFOF Nr. 235, 1/2018: 25 ff
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