Um die gemeldeten und untersuchten UFO-Sichtungen einordnen zu können, wurden mehrere, z.T. einander ergänzende Klassifikationen eingeführt. Im folgenden gehen wir auf jene Klassifikationssysteme ein, die auch bei der GEP Anwendung finden. Weitere Systeme werden erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt.
UFO-Klassifikationen nach Hynek (verwendet von der GEP)
Der Astronom und UFO-Forscher Dr. Josef Allen Hynek erdachte eine heute international gebräuchliche Klassifikation, nach der die gemeldeten Sichtungen vor der Untersuchung eingeordnet werden. Diese Klassifikation ist jedoch nicht geeignet ist, um die Ergebnisse untersuchter Sichtungen zu differenzieren, sondern wird nach Meldeeingang und vor der Untersuchung vergeben.
- Nocturnal Light – Nächtliches Licht (NL): Anomale Lichter, die in großer Entfernung am Nachthimmel gesehen werden.
- Daylight Disk – Tageslichtscheibe (DD): Objekte, die in großer Entfernung am Tageshimmel gesehen werden.
- Radar Visuals – Radar visuell (RV): Ein UFO, das gleichzeitig visuell beobachtet und von Radar registriert wird.
- Close Encounter of the first/second/third kind – Nahbegegnung der ersten/ zweiten/dritten Art (CE I – III): Ein UFO in kurzer Entfernung zum Zeugen (CE I), mit Einwirkungen auf die Umwelt (Wechselwirkungen, CE II) oder mit Wesen in Verbindung mit der Nahbegegnung (CE III). Diese Einteilung wurde später erweitert um CE IV und V, mit Entführungen durch bzw. regelmäßigen Kontakten zu unbekannten Wesenheiten. Eine durch Hausdorf (1998; dort fälschlicherweise als CE 5 bezeichnet) populär gemachte Nahbegegnung, die sich auf Tier- oder Menschenverstümmelungen (sog. Mutilations) bezieht, wäre als sechste Art (CE VI) zu bezeichnen.
Subkategorien für CE IV als Entführungserfahrungen nach Kramer (verwendet von der GEP)
Im Journal für UFO-Forschung hat André Kramer 2012 eine Subkategorisierung von UFO-Entführungserfahrungen vorgeschlagen, die von der GEP erstmals 2014 Anwendung fand, siehe S0062 (JUFOF 220 / 4-2015, S. 98–102) und 20130623 A (JUFOF 213 / 3-2014, S. 69–71). Der Beitrag mit dem Titel »Kategorisierung und Bewertung von CE-IV-Fällen – Ein Vorschlag für eine einheitliche Handhabung« erschien im JUFOF 199 / 1-2012, S. 21–29.
- CE 4.1: keine konkreten Entführungserinnerungen, Deutung anhand von Koinzidenzphänomenen
- CE 4.2: wenig komplexe Erinnerungen, ohne Hypnoseunterstützung (Schlafzimmerbesucher)
- CE 4.3: komplexe Entführungserinnerungen, mit Hypnoseunterstützung
- CE 4.4: komplexe Entführungserinnerungen, ohne Hypnoseunterstützung
UFO-Klassifikationen nach Hendry (verwendet von der GEP)
Allan Hendry hat 1978 ein Klassifikationssystem entwickelt, das nach der erfolgten Untersuchung zur Anwendung kommt:
- IFO: Erscheinung/Objekt konnte eindeutig identifiziert werden.
- Hoax: Betrug bzw. Fälschung, ohne Vorhandensein eines Stimulus.
- Fantasy: Eine psychologisch bedingte Wahrnehmung, ohne Vorhandensein eines Stimulus.
- Exceptions: Ausnahmen, die nicht einzuordnen sind, wie ungenügende Daten, unzuverlässige Zeugen, unzureichende Beobachtung oder kein Zusammenhang mit UFOs.
- UFO (i.e.S.): Nicht konventionell erklärbare, anomale, atmosphärische Phänomene.
- NEAR IFO: Erscheinung/Objekt weist weniger als zwei anomale Merkmale auf und ist einer herkömmlichen Erscheinung ähnlich.
- PROBLEMATIC UFO: UFO weist wesentliche anomale Merkmale auf, die auch unter extremen Bedingungen bei herkömmlichen Erscheinungen auftreten können.
- GOOD UFO: UFO weist wesentliche anomale Merkmale auf, die auch unter extremen Bedingungen wahrscheinlich nicht bei herkömmlichen Erscheinungen auftreten können.
- BEST UFO: UFO weist wesentliche anomale Merkmale auf, die bei herkömmlichen Erscheinungen ausgeschlossen werden können.
Nach Ansicht der GEP sollten nur als GOOD oder BEST UFO klassifizierte Fälle in die nationale und internationale Diskussion aufgenommen werden.
IFO-Verifikationsschlüssel nach Henke (verwendet von der GEP)
Die Hendry-IFO-Klassifikation erweiterte der deutsche UFO-Forscher Rudolf Henke (1992, 1997) durch einen Verifikationsschlüssel. Dieser soll kenntlich machen anhand welcher ein- oder mehrdeutiger Kriterien ein Fall als IFO klassifiziert wurde. Demnach gilt ein Fall als geklärt (IFO), wenn…
- Verifikation 1. Ordnung (V1): Ein sehr gut verifizierter IFO-Fall liegt vor, wenn eine Koinzidenz (temporäre und geografische Übereinstimmung) zu bekannten Objekten sicher festgestellt werden kann.
- Verifikation 2. Ordnung (V2): Ein gut verifizierter IFO-Fall liegt vor, wenn die Objektmerkmale den Merkmalen von bekannten Erscheinungen innerhalb des empirisch wie experimentell bestätigten Rahmens (wahrnehmungs)psychologischer Abweichungen gleichen.
- Verifikation 3. Ordnung (V3): Ein ausreichend verifizierter IFO-Fall liegt vor, wenn die Objektmerkmale mit Merkmalen von mehreren bekannten Objekttypen übereinstimmen.
Weitere Klassifikationssysteme
Neben den Klassifikationssystemen nach Hynek und Hendry, die sich international am ehesten durchgesetzt haben, gibt es noch weitere Systeme, die aus unterschiedlichen Gründen bei der GEP nicht verwendet werden.
Jacques Vallee: Unterscheidung von Nahbegegnungen in 4 Kategorien (Anomalie/AN, Vorbeiflug/FB, Flugmanöver/MA, Nahbegegnung/CE) in Kombination mit 5 Unterkategorien (Sichtung, physische Effekte, fremde Wesen, Transformation in andere Realität, bleibende oder tödliche Verletzungen). Wird ebenfalls international recht häufig verwendet.
Harley Rutledge: UFOs i.e.S. – Klasse A (Flugkörper mit festen Strukturen und physikalischen Wechselwirkungen mit der Umwelt). UFOs i.e.S. – Klasse B (Kugelförmige Lichter oder Leuchtphänomene ohne Wechselwirkungen). Erweiterung durch MUFON-CES: UFOs i.e.S. – Klasse C (paranormale Lichter mit möglichem parapsychologischen oder religiös-spirituellem Hintergrund).
Willy Smith: Crafts (CR, Objekte mit fester Struktur), no objects – lights only (NO, reine Leuchterscheinungen), radar only (RO, reine Radarregistrierungen), landing (LG, gelandete Objekte).
Kritik
Aus heutiger Sicht stehen manche Klassifikationen als „veraltet“ in der Kritik. So wird beispielsweise angemerkt, dass die Klassifikationen nach Hynek und Smith rein objektorientiert seien. Der von Hendry verwendete Strangeness-Begriff (anomales Merkmal) sei nicht eindeutig definiert. Es wird hierbei nicht zwischen einer (beobachterabhängigen) Schein- und einer nach erfolgter Untersuchung verbleibenden Rest-Strangeness unterschieden. Die Einteilung nach Rutledge hingegen sei nicht ausreichend an der Praxis kritischer Falluntersuchungen orientiert.
Die GEP trägt der fehlenden Strangeness-Definition seit 2016 in einem eigenen Projekt Rechnung, in welchem sowohl der Begriff besser definiert als auch die Hendry-Klassifizierung präzisiert werden soll. (Vgl. KRAMER, André (2016): Das Stocken von Projekt PROBLEMATIC UFO und der Bedarf einer besser definierten Klassifizierung untersuchter UFO-Fälle in der GEP. In: Journal für UFO-Forschung Nr. 223 (1/2016). GEP, Lüdenscheid. / AMMON, Danny (2016): Das Rätsel der „Strangeness“. Klassifikation und Untersuchung ungewöhnlicher Merkmale von UFO-Sichtungen. In: Journal für UFO-Forschung Nr. 224 (2/2016). GEP, Lüdenscheid.)
Bis dahin haben sich die Untersucher der GEP darauf geeinigt, zugunsten einer besseren Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei UFO-Fällen mit vorhandener Strangeness diese in ihren Abschlussberichten besonders herauszuarbeiten und kenntlich zu machen. (GÜNTER, T.A. (2018): Editorial. In: Journal für UFO-Forschung Nr. 236 (2/2018). GEP, Lüdenscheid.)