Werner Walter verstorben (aus: jufof Nr. 227)
Als Kind des Raumfahrtzeitalters begann ich mich für die Astronomie zu interessierten, beschäftigte mich mit der Amateurastronomie und las Science-Fiction-Romane. In dieser Zeit stieß ich aufgrund von Zeitungsartikeln zur UFO-Thematik, die mich letztendlich bis heute noch fesselt und dazu führte, dass ich 1972 als 15-Jähriger den „UFO-Jugenclub Lüdenscheid“ gründete.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass in Mannheim ein gleichaltriger junger Mensch lebte, dessen ufologische Entwicklung ähnlich begann. Werner Walters UFO-Fieber wurde 1973 durch seine Sichtung eines trapezförmigen Objekts am Himmel geweckt. Er begann sich mit dem UFO-Thema zu beschäftigen und fand Gleichgesinnte, so dass er mit Hansjürgen Köhler die „Private UFO-Forschungsgruppe Mannheim“ gründete. Aus der privaten UFO-Forschungsgruppe wurde 1976 das CENAP, aus dem „UFO-Jugendclub“ die GEP.
Um sich mit UFO-Material zu versorgen, ging damals kein Weg an der DUIST (Deutsche UFO/IFO Studiengesellschaft eV.) in Wiesbaden vorbei, die neben UFO-Literatur und Kontakt-Berichten auch die Zeitschrift „UFO-Nachrichten“ herausgab. Auf ihrer letzten Seite konnten UFO-Gruppen ihre Kontaktdaten veröffentlichen. Das machten sowohl wir, als auch CENAP. So erfuhren wir voneinander und knüpften die ersten Kontakte. Zahlreiche Briefe wurden ausgetauscht, Werner Walter wurde 1974 Mitglied der GEP und als man später endlich mobil war, kam es zu ersten Treffen. Mal organisierte CENAP ein Meeting im Mannheimer oder süddeutschen Raum, mal die GEP hier in Lüdenscheid. So trafen wir uns mindestens einmal im Jahr und konnten uns neben Brief und Telefon ausgiebig austauschen. Internet und E-Mail gab es damals noch nicht, ein Zustand, den sich so mancher heute kaum noch vorstellen kann.
Nachdem sich die erste ufologische Begeisterung etwas gelegt hatte, erkannten wir gemeinsam, dass das von der DUIST geprägte ufologische Weltbild nicht unserem Verständnis von UFO-Forschung entsprach und versuchten, unsere Vorstellungen im CENAP und in der GEP umzusetzen. Im Grunde genommen wurde damit der Grundstein für eine kritische UFO-Forschung in Deutschland gelegt.
Die kommenden drei Jahrzehnte waren geprägt von einer in den Gruppen paralell laufenden Forschungsarbeit, von konstruktiver Zusammenarbeit, gemeinsamen Tagungen, freundschaftlichen Kontakten, aber auch kleinen mit einem Augenzwinkern verteilten Sticheleien.
Werner Walter hatte sich im Laufe der Jahre ein bemerkenswertes Wissen um die historischen Zusammenhänge in der Entwicklung des UFO-Phänomens angeeignet und seine Stimuli-Kenntnisse intensiviert. Wir bezeichneten ihn immer als „wandelndes UFO-Lexikon“ und ich werde niemals den Wissensstand erreichen, den er besaß. Er hatte sich wahrlich in die Thematik verbissen und um englischsprachige Texte lesen zu können, Englisch gelernt. Daraufhin versorgte er die damalige Szene mit umfangreichem übersetztem UFO-Material, das insbesondere zu bekannten internationalen UFO-Fällen oftmals erhellende Erkenntnisse lieferte. Er fühlte sich einer sachlichen Aufklärungsarbeit verpflichtet, führte Felduntersuchungen durch und betrieb intensive Fall-Recherchen. Mehr als 4000 UFO-Sichtungen gingen über seinen Schreibtisch.
Aufgrund seiner aufklärerischen Arbeit, seinen Erfahrungen und Erlebnissen mit den Anhängern der ufologische Szene und den seiner Ansicht nach allen erfolgreich erklärten UFO-Sichtungen, nahm er eine radikal-skeptische Haltung ein. Ein wirkliches „Forschen“ am UFO-Phänomen ließ sich nicht mehr erkennen. Während ich versuchte, nach wie vor einen betont sachlichen Umgang mit dem UFO-Phänomen, mit UFO-Zeugen und Kollegen zu wahren, wurde der Ton seitens Werner Walter immer rauer – auch uns und auch mir gegenüber. Seine Veröffentlichungen waren zuletzt immer schwieriger zu verstehen, seine angesprochenen Themen gingen oftmals am UFO-Thema vorbei. Das mündete schließlich in eine formale Distanzierung seitens der GEP.
Die spätere Entwicklung mag sicherlich u.a. daran liegen, dass er zunehmend genervt und vielleicht auch gefrustet war. Er sprach auch immer wieder davon, das Hobby aufzugeben. Aber letztendlich wissen wir ja, dass die detektivische UFO-Arbeit auch süchtig machen kann. ;-)
Die Pöbeleien und sogar Morddrohungen von UFO-Fans machten ihm doch sehr zu schaffen und waren wahrscheinlich auch einer der Gründe für seinen verschlechterten Gesundheitszustand. Bestimmte Umstände und seine persönliche Situation führten schließlich zu einem Schlaganfall und dazu, dass er im März 2014 in ein Pflegeheim kam und sein Hobby ruhen lassen musste. So freute es mich sehr, als er sich letztes Jahr wieder zurückmeldete und erneut eine Pressemitteilung nach der anderen veröffentlichte. Doch dieses Aufbäumen war nur von kurzer Dauer. Nach einem erneuten Schlaganfall und einer folgenden Operation verstarb Werner Walter am 6.11.2016 im Alter von 59 Jahren.
Da Werner und ich über Jahrzehnte Weggefährten waren, hat mich die Nachricht sehr getroffen und traurig gemacht. Ich habe mit ihm viel gelacht, viel gestritten, oftmals bis in die Nacht hinein diskutiert, gemeinsam Modell-Heißluftballons gestartet, Fälle besprochen, Erkenntnisse ausgetauscht. Ich habe ihn als ehrlichen Menschen kennen gelernt, der die Aufklärung falscher Sachverhalte und den Kampf gegen die Geschäftemacherei immer im Fokus hatte. Er hat die kritische UFO-Forschung in Deutschland maßgeblich geprägt und sein Einfluss auf die Szene und Forschung wird auch in den kommenden Jahrzehnten noch spürbar sein.
Publikationsübersicht
- UFOs: Die Wahrheit. Königswinter: Heel Verlag, 1996; Rheda-Wiedenstein: Bertelsmann, 1996 (Buchgemeinschafts-Lizenzausg.); München: Goldmann, 1998 (Neuaufl., Tb.)
- CENAP-Report. 1976–2002. 283 Ausgaben. http://www.ufo-information.de/index.php/materialien/zeitschriften/19-beispielbeitraege/beitraege/363-cenap-report-archiv
- Online-CENAP-Report / CENAP-Newsflash. 2002–2007. 26+26 Ausgaben. http://alien.de/cenap/onlinecr.htm
Beitrage im Journal für UFO-Forschung
- Gerüchte um die NASA-Weltraumunternehmungen. jufof 3/1980, S. 3–5
- Die Ufologie – eine Ersatzreligion? jufof 4/1980, S. 5–7; jufof 5/1980, S. 6
- Der Otis-T.-Carr-Bluff. jufof 12/1980, S. 5–7
- Nichts Neues vom CIA. jufof 1/1981, S. 3–6
- GEP interviewt Werner Walter (CENAP). jufof 1/1981, S. 11–13
- Stehen wir vor einer Lösung des UFO-Problems? jufof 4/1981, S. 70–76
- Standpunkte zur UFO-Forschung und Prä-Astronautik, Teil 7: Werner Walter. jufof 5/1990, S. 135–137
- Zimbabwe: Luftwaffen-Jets jagen UFOS. jufof 2/1986, S. 55–56
- Offizielle Top-Secret-Dokumente: Manipulationen– Fälschungen? Jufof 5/1987, S. 145–149
- Gulf Breeze-UFO: Der langerwartete Durchbruch? jufof 4/1988, S. 98-101; jufof 1/1989, S. 1–12
- Das UFO-Phänomen: Eine Frage der militärischen Sicherheit. jufof 1989, S. 52–54
- Gulf Breeze: Zusammenbruch des großen UFO-Falls. jufof 3 / 1989, S. 81–83
- Ehemaliger CIA-Pilot behauptet, dass die Fremden unter uns sind. jufof 3 / 1989, S. 88–90
- UFO-Paranoia. jufof 5/1989, S. 132–136
- Cover-Up: Ein Kontrollfaktor? jufof 6/1989, S. 164–167
- Der Gipfel des UFO-Cover-Ups erreicht? jufof 3/1991, S. 92–96; jufof 4/1991, S. 125–128; jufof 5/1991, S. 154–155
- Im Zeitalter der UFO-Abstürze: Der Kecksburg-Crash. jufof 6/1991, S. 167–171
- Irrationale Kulte am Beispiel der »RAEL«-Bewegung: UFO-Forschung ist nur der Rand des Tellers. jufof 1/1993, S. 12–24; jufof 2/1993, 39–47
- Grundproblem UFO-Beweise. jufof 5/1993, S. 139–143
- Luftschiff-Flap im südöstlichen England. jufof 6/1993, S. 175–176
- Spanien: Ende der Geheimhaltung. jufof 4/1994, S. 104–110
- Neues zum Fall Roswell. jufof 5/1994, S. 150–153
- Fliegende Dreiecke: Teilweise erklärt? jufof 4/1999, S. 116–118
- Der Fall Trancas (Argentinien) im neuen Licht. jufof 6/2002, S. 170–174