SPIEGEL TV und der Dialog mit dem Universum (Frankfurt 1989)

Frankfurt 1989. Der „Dialog mit dem Universum“ ist als internationale UFO- bzw. eher Alien-Veranstaltung auch heute noch ein Begriff. Auch die Flugblattaktion von CENAP/GWUP und der wenig schmeichelhafte Beitrag von Spiegel TV sind in diesem Zusammenhang nicht in Vergessenheit geraten. Spiegel TV hat nun den Beitrag „Vom anderen Stern“ für das Internet wiederbelebt und zeigt es im Rahmen des Themas „Space Shuttle“: http://www.spiegel.tv/#/filme/ufologen_kongress_1989.
Historisch betrachtet, sind dies interessante Aufnahmen, wenn auch aus heutiger Sicht sehr antiquiert, ja nahezu befremdlich. Die GEP hat in den 80er und 90er Jahren zahlreiche Veranstaltungen von UFO- und ETH-Anhängern besucht und dokumentarisch begleitet. Haben New-Age und esoterische Ufologie auch nichts mit der UFO-Forschung gemeinsam, wie die GEP sie versteht, so stellten diese Aspekte jedoch einen Teil der Szene und Kultur dar (und stellen sie in abgewandelter Form z.T. bis heute). So war der „Dialog mit dem Universum“ eher eine „New-Age-Veranstaltung mit einigen wenigen UFO-Forschern“, wie GEP-Mitbegründer Gerald Mosbleck später im jufof schrieb.

Lesen Sie im Folgenden den in der jufof-Ausgabe 06/1989 erschienene Bericht als persönlichen Eindruck von Gerald Mosbleck, den wir anlässlich der Retro-Veröffentlichung bei Spiegel TV ebenfalls online zur Verfügung stellen möchten.

D.U. – DIALOG MIT DEM UNIVERSUM

Bericht von der internationalen UFO-Konferenz in Frankfurt

Gerald Mosbleck

„Und sie fand doch statt!“ möchte man erstaunt ausrufen nach den bis zuletzt widersprüchlichen Auskünften der Veranstalter und den spärlichen Informationen zum Wo und Wie. Letzte Auskunft und zwei schwer erkämpfte Freikarten HW Peiniger erst ein paar Tage vor Beginn der Konferenz auf dem AAS-Meeting in Hamm direkt vom Veranstalter Michael Hesemann. Zu spät natürlich, um noch erschwingliche Hotelzimmer zu bekommen. Also fuhren wir auf gut Glück am frühen Donnerstagmorgen des 26sten Oktober nach Frankfurt und mieteten im erstbesten Hotel in Eschborn Zimmer. Das war erstmal geschafft.

Das Messegelände war dann auch schnell gefunden. Aber wo war das Kongresszentrum, in dem die Sache stattfinden sollte? Nach einer halten Stunde war auch dies gefunden und gegen 10.30 Uhr öffneten sich tatsächlich die Tore für die bereits ungeduldig wartenden Besucher. Bereits vor Ort war auch GEP-Mitarbeiter Josef Garcia. Den versprochenen Stellplatz für unseren Büchertisch hatte er allerdings noch nicht von den Messeverwaltern ergattern können. Ich ahnte schon Schwierigkeiten, aber ein kurzes Gespräch  mit dem Boss der Halle genügte, uns einen 2 Meter breiten Platz zu besorgen. Michael Hesemann hatte uns nicht vergessen.

Eilig wurden die Tische aufgestellt und unsere Bücher und Hefte platziert. Ringsherum herrschte bei den kommerziellen Ausstellern ein geschäftiges Treiben. Die den Saal A umgebende Empore war gefüllt mit Ständen aller Art. Direkt neben uns breiteten in orange-farbenen Mönchsgewändern gekleidete Krsna-Anhänger ihre vegetarische Kost und heißen Yoga-Tee aus. Der Duft war verlockend, der Anblick der „Jünger“ weniger. Sogar Leckereien in Form von UFOs konnte man kaufen. Und die Sachen gingen auch weg wie „warme Semmeln“.

Unterdessen sollten eigentlich Vertreter von 30 UFO-Forschungsgruppen den aktuellen Stand der UFO-Forschung auf der Hauptbühne. Aber es tat sich erst mal gar nichts. Vielleicht 200 Zuschauer harrten dennoch geduldig aus und schließlich nahmen Vertreter englischer Gruppen das Heft in die eigene Hand und mehrere UFO-Forscher berichteten von ihrer Arbeit. Unter ihnen auch Budd Hopkins und Stanton Friedmann. Gegen Mittag wurden sie dann jedoch zur Pressekonferenz geholt. In Raum B fand das „Star-People-Treffen“ unterdessen riesiges Interesse: Der Saal war bis zum letzten Stehplatz besetzt. Unser Interesse galt aber mehr den Vorträgen der UFO-Forscher.

Angesicht des mageren Programms auf der Bühne wandelten etliche Gäste durch die bereits aufgebauten Stände und informierten sich und kauften allerlei angebotenen Hokuspokus: Magische Anhänger, Drahtpyramiden, Talismane und Ölbilder mit Raumschiffen drauf. Starkes Interesse fanden auch Lichtbrillen mit Walkman, die mit kreisenden Lichtern und sphärischer Musik höheres Bewusstsein vermitteln sollen; für teures Geld, versteht sich.

Doch auch Handfestes fand seine Käufer: Unsere Broschüren und Hefte waren gefragter als wir befürchtet hatten. Auch unsere Hinweise auf den negativen Charakter bezüglich außerirdischer Phänomene hielt nicht vom Kauf ab. Im Gegenteil wurde unsere skeptische und die Erläuterung unserer Arbeit überwiegend begrüßt und als notwendig angesehen. Ein quirliger, recht nervöser Jüngling fragte mich allerdings auch, ob wir uns nicht von der Venus kennen würden. Da konnte ich ihm allerdings nicht helfen, war ich doch schons eit Jahren nicht mehr dort!

Gegen Mittag traf dann der Aussteller von unserer rechten Seite ein. Und nach hitziger Diskussion über seine Stellfläche, fragte uns der Messeorganisator, ob wir eventuell unseren Stand verschieben könnten. Als Gäste konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Der neue Platz lag dann auch direkt am Eingang zur Caféteria und bot mehr Platz. Unser Gemeinnutz machte Raum für TAOM, einen Uhrenverkäufer. Na ja.

Der erste Tag verlief dann recht ruhig, Irene Cranchi aus Brasilien berichtete noch über UFO-Erlebnisse in ihrer Heimat und Michael Hesemann tauchte auch mehrmals auf. Gegen 18 Uhr eröffnete er dann die Konferenz. Das groß angekündigte Eröffnungskonzert von MIKO musste allerdings auf den Samstag verschoben werden: Die Künstlerin hatte ihre Stimme verloren. Statt dessen gaben die anwesenden UFO-Experten auf einem Forum ihre Statements ab.

Der Freitag begann um 8 Uhr mit einer einstündigen Meditation in der Halle und einer Flugblattaktion vor der Halle. Werner Walter, Rudolf Henke, Ulrich Magin und Amardeo Sarma (GWUP) verteilten an die Besucher Zettel, auf denen 16 suggestive Fragen die Ernsthaftigkeit derVeranstaltung in Frage stellten. Als seriöse Organisationen wurden die GEP und die GWUP empfohlen. Verantwortlich für den Inhalt war Rudolf Henke. Nach anfänglichen Disputen mit den Wachleuten konnten die „Dissidenten“ dann außerhalb der Hausrechtzone unbehelligt agieren. Michael Hesemann fand einige unschöne Worte zu diesem Störversuch und wies auf die GEP als kritische anwesende Gruppe hin.

Um 9.30 Uhr machte ich mich dann mit den „Störern“ auf den Weg zum FRankfurter Römer, wo im dortigen Presseclub eine mäßig besuchte Pressekonferenz der GWUP abgehalten wurde. Ergebnis war der allerorten erschienene dpa-Artikel, in dem aus der GEP die „CEP“ gemacht wurde. Einige TV-Berichte ließen Werner Walter und Ulrich Magin zu Wort kommen. Ich wurde ausführlich zur Verbindung von New Age und UFO-Thematik befragt. Meine Antworten passten wohl nicht so recht ins beliebte Pro und Contra Schublädchen und fanden keinen nennenswerten Niederschlag in den resultierenden Artikeln. Einzig die „taz“ fand die „Anti-UFO-Fraktion der CENAP“ genauso suspekt wie die UFO-Fanatiker der Tagung selbst.

Am frühen Nachmittag war ich dann zurück. Verpasst hatte ich dir Vorträge der englischen Kollegen Todd, der über den angeblichen UFO-Abschuss in Südafrika berichtete, und Timothy Good, dessen Thema die weltweite UFO-Verschwörung war. Die im Programm angekündigten „Stars“ Berlitz und Moore waren nicht gekommen. Moore erzählte gegenüber der MUFON-CES, er habe von dem abgelösten Veranstalter Andreas Schneider einen ungedeckten Scheck bekommen, so munkelte jedenfalls einer der anwesenden MUFON-CESler.

Nach der Flugblattaktion am frühen Morgen war die erste Frage der Interessierten an unserem Stand: „Kommen Sie aus Mannheim?“ Dies konnten wir guten Gewissens verneinen. Danach wurde sogar unsere kritische Einstellung akzeptiert. Überhaupt überraschte mich die so nicht erwartete Toleranz auch Skeptikern gegenüber, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Zu Diskussionen kam es dann wegen unserer neuen Broschüre (GEP-Sonderheft 13), die von Rudolf Henke und Ulrich Magin erstellt wurde. Die MJ-12-Papiere und der HUMO-Schwindel sind die Hauptthemen. Also mussten wir kritische Fragen von Michael Hesemann und Stanton Friedman beantworten. Friedmann versprach eine Gegendarstellung, wenn er eine Übersetzung des Artikel bekäme. Wir hatten das druckfrische Heft aber erst am Freitag morgen bekommen und kannten den genauen Inhalt noch nicht.

Gegen 14 Uhr berichtete dann Stanton Friedman über die ganze MJ-12-Geschichte. Es war für uns trotz Übersetzung bei allen Vorträgen recht schwierig, inhaltlich zu folgen. An unserem Stand war immer etwas los. Für Insider brachten die Vorträge ohnehin nicht viel Neues. Nach Friedman ergriff Colman von Keviczky das Wort. Und wer ihn kennt, weiß, das war ein mächtiges Wort. Als ehemaliger königlich-ungarischer Flugoffzier interessiert ihn ohnehin nur der militärische Aspekt der ganzen Sache. Den Abschluss seines sehr langen Vortrages bildete ein dramatischer Appell: Nie wieder Krieg! Von der New-Age-Umgebung der Tagung hielt er allerdings gar nichts, wie er uns verriet.

Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Bud Hopkins. Hopkins berichtete über seine neuesten Hypnose-Untersuchungen an von Außerirdischen entführten. Viele Dias von Narben an allen möglichen Hautstellen der Untersuchten illustrierten seine Erkenntnis, dass die ETs medizinische Versuche an uns durchführen. Wenn es nach Hopkins ginge, so wäre ich auch entführt worden; ich habe nämlich auch genau solche Narben – allerdings schon sein meinen Kinderkrankheiten! Auch normale Impfmale, wie sie nach Pockenschutzimpfungen normal sind, waren auf den Dias zu sehen. Hopkins erntete aber auch von den Gläubigen Widerspruch: Die guten Lichtwesen vom Ashtar-Kommando würden sowas doch nie tun! Dass die von vielen unterschiedlichen Zeugen beschreibenen Gesichter der ETs sich verblüffend ähneln, liegt doch nicht etwa an dem gleichen Zeichner, der diese zu Papier brachte? Mir fielen jedenfalls die begründeten Bedenken gegen Hypnoseuntersuchungen wieder ein.

Eineer der Wenigen, die heute noch das Sumerische lersen können, soll Zecharia Sitchin aus den USA sein. Er wollte anhand  uralter sumerischer Schriften und Vergleichsstellen in der Bibel nachweisen, dass unsere Altvorderen schon von der Existenz eines 12. Planeten gewusst haben sollen. Woher sie das wussten? Na, woher schon: Die ETs hatten es ihnen verraten. Die Vorträge nahmen deutlich an Glaubwürdigkeit ab. Fred Stecklin kannten wir auch schon von seiner letzten Deutschland-Tournee. Stecklin will immer noch anhand von unscharfen NASA-Fotos beweisen, dass die Rückseite des Mondes eine Atmosphäre hat und dort Schäfchen im grünen Gras weiden. Das Publikum schluckte auch dies ohne erkennbares Gemurre.

Nach einer Pause wurde es dann noch einmal spannend: Ein Forum von sowjetischen Forschern sollte unter Leitung von Johannes von Buttlar über die jüngsten UFO-Berichte diskutieren. Zuerst aber schritt ein Russe mit einer Wünschelrute die Tischreihe ab und führte Bio-Ortung vor, von der auch in der TASS-Meldung die Rede war. Aha, Muten heißt also in der Sowjetunion sichheitshalber Bio-Ortung. Der so agierende Menschen war dann auch niemand anderes als der TASS-Redakteur, der die Woronesch-Meldung losgelassen hatte: Sergej Bulantsev. Auf die Frage, wieso er sich mit der UFO-Thematik befasse, offenbarte er eine ungewöhnliche Sammlerleidenschaft: Er sammle „Mysteriöses“. Ob Yetis oder Schneemenschen, okkulte Phänomene oder eben UFO-berichte, alles interessiere ihn sehr. Privat natürlich, und nicht als TASS-Vertreter, wie er eilfertig versicherte. Ein FAZ-Reporter laubte ihm nicht mal seine TASS-Zugehörigkeit!

Den Abschluss des zweiten Tages bildete eine Tanz-Show einer ISKON genannten Gruppe. Der Name kam mir bekannt vor und so suchte und fand ich, wofür ISKON steht: International Society for Krsna Consciousness. Was verbitgt sich dahinter? Zitat aus dem 2. Sachstandsbericht der Landesregierung NRW: „Die »Internationale Gesellschaft für Krsna-Bewusstsein« (wird) allgemein auch als »Hare-Krischna-Bewegung« bezeichnet… Wie bei fast allen anderen hinduistisch geprägten Jugendreligionen liegt die Gefahr der Mitgliedschaft besonders in der völligen Abkehr von der gewohnten Lebensweise. Die Meditationspraxis, die ausschließlich vegetaische Ernährung, die asketischen Forderungen und schließlich auch die geistige Ausrichtung auf eine in unserem Kulturhorizont vollkommen fremadartige Weltanschauung können die Persönlichkeit eines Mitglieds sowohl physisch als auch psychischnachhaltig negativ beeinflussen.“ Wer die stumpfen Gesichter der Jünger gesehen hat, versteht, was gemeint ist. Auffallend ist die enge Verbindung von dieser Jugendsekte zu der „Star-People-Bewegung“. Hier liegen uns Berichte vor, dass diese Gruppe um die Hamburgerin Eva Gröhnke alle Anzeichen sektenhaften Verhaltens zeigt. Doch ich will dazu erst genauer recherchieren. Fest steht, dass die ganze Konferenz dominiert wurde durch die Präsenz der „Lichtarbeiter“, wie sich die Anhänger der „Star-People“ nennen. Fest steht auch, dass sich „ernsthaftere“ Leute wie von Buttlar, Däniken und Friedman von diesem Zauber distanzierten. Leider nur unter der Hand!

Der Samstagmorgen begann wie üblich mit der 8-Uhr-Meditation. Etwas verspätet, weil ihn niemand ansagen wollte, hielt Peter Tewes seinen Vortrag. Diesmal hatt er ihn zur allgemeinen Stimmung passend „Außerirdische leben unter uns“ genannt. Der Vertreter der „IUEL“ war uns schon vor einigen Jahren in Dortmund aufgefallen. Er bezeichnet sich selbst als Reinkarnationstherapeut. Seine übliche Geschichte ist kurz erzählt: Bei seinen „Therapiesitzungen“ – er führt Hypnosesitzungen durch – fand er heraus, dass einer seiner Patienten vor seiner Inkarnation als Wilder ein Raumfahrer war. So weit, so gut. Ich dachte schon, alles der alte Kaffee. Dann änderte Tews jedoch unmerklich den Tenor seines Vortrages: Fast unbemerkt streute er antisemitische Äußerungen ein und rechtfertigte Kriege, bei denen das „Gute“ (Licht) das „Schlechte“ (Dunkel) besiegt. Hellhörig geworden, verfolgte ich das Weitere sehr genau. Aber was dann folgte, war schon ohne genaues Zuhören schon haarig genug. Tewes lamentierte über das Dritte Reich, die SS, Himmler, Hitler, das Hakenkreuz usw. und stellte sich „neutral“ diesen Dingen gegenüber. Inhaltlich (sofern man bei Tewes überhaupt von Inhalt reden kann, meistens ist es nur unzusammenhängendes Zeug) war der ganze Unsinn einem schlimmen Neo-NaziVideo abgekupfert, das zur Zeit in der Szene für Aufregung sorgt. Und zum Teil wurde auch ein Fiebag-Vortrag von der letzten AAS-Tagung in Hamm verarbeitet. Nur am Rande sei erwähnt, dass der Verlag, der Fiebag-Bücher verlegt, überwiegend rechtsradikale Werke herausgibt. Das „Braune“ grasiert zurzeit mächtiger denn je. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten. Zurück zu Peter Tewes. Inzwischen hatten einige Gäste den Veranstalter Michael Hesemann über den sich als „hässlichen Deutschen“ präsentierenden Vortragenden informiert. Hesemann brach dann kurzerhand den Vortrag ab und sagte, dass der angekündigte Inhalt nicht dem entspräche, der gehalten wurde. Ich stellte ihn daraufhin zur Rede und er schimpfte laut über diesen Betrug. Ich hatte ihn allerdings schon am Freitag vor diesem skrupellosen Geschäftemacher gewarnt. Peter Tewes sieht übrigens unserem Bildungsminister Möllemann zum Verwechseln ähnlich.

Die Frage „Woher kommen die ETs?“ konnte dann Wendell Stevens beantworten: Nach ihren eigenen Aussagen und astronomischen Auswertungen von Zeichnungen eines Bill Hermann, der gute Kontakte zu den „Grauen“ hat, wie die Außerirdischen unter Eingeweihten liebevoll genannt werden, konnte das Doppelsternsystem Reticula identifiziert werden. Dass Astronomen bewohnbare Planeten in Doppelsternsystemen ausschließen, stört natürlich niemanden. Auf die Frage, wie denn die riesigen Entfernungen zwischen den Sternen überwunden werden könnten, wusste zur gleichen Zeit der Sowjet-Forscher Rylkin in Saal B Antwort: Nach Aussagen der in der UDSSR gelandeten (in der Nähe von Tiflis) ETs wird das Raum-Zeit-Gefüge irgendwie gefaltet und so kann man in wenigen Sekunden riesige Entferungen überwinden. Natürlich sind wir für nähere Einzelheiten zu dumm.

Ein weiterer Höhepunkt  kündigte sich an in Gestalt des lange erwarteten TASS-Schreibers Bulantsev, der über die aktuelle Woronesch-Geschichte berichten sollte. Dies tat er dann auch. Aber viel mehr, als in der Presse schon zu lesen war, kam nicht heraus. Viel mehr machte Bulantsev in dem längeren Teil seines Vortrages, begeistert von Gorbatschow, Werbung für Abrüstung und Völkerverständigung. Er warb für Perestroika und stellte uns Menschen als moralisch verkommen hin, nicht wert, von den ETs wirklich über die letzten Wahrheiten informiert zu werden. Sein Aufruf zur moralischen Umkehr und zum weltweiten Frieden fand bewegte Zustimmung im Publikum.

Pikanterweise war der nächste Vortragende ehemals für die CIA tätg gewesen. Virgil Armstrong berichtete von der Bergung eines abgestürzten UFOs. Er behauptete sogar, selbst daran beteiligt gewesen zu sein. Ich bekam nicht viel davon mit, aber der Vortrag hatte starke religiöse Aspekte wie auch die folgende Aussage Armstrongs belegen mag: „Michael Hesemann ist ein göttliches Instrument, er hat uns alle hier zusammengebracht.“ Seit der Flugblattaktion war es aber eher ein verstimmtes Instrument.

Mangels Masse – weder Nina Hagen, Christiane Rücker, Erich von Däniken noch MIKO waren erschienen, Buttlar schlich einsam herum – wurden das „Prominenten-UFORUM“ abgesetzt. Rainer Holbe war auch weit und breit nicht zu sehen. Vielleicht hatte die Meditationsaktion der „Lichtarbeiter“ zugunsten der Erdbebenopfer, die zeitweise zu religiöser Ekstase führte, abgeschreckt. Während der gespenstischen Aktion mit OM-gesang und MIKO-Singsang erklärte ich den GEP-Stand kurzerhand zur „aberglaubenfreien Zone“. Für psychologisch geschulte Gäste zeigten sich deutlich die massenpsychologischen Mechanismen der Beinflussung und eutliche Anzeichen von Gruppenzwang, Abgrenzung zu „Nichtmitmachenden“.

Das Zeitloch durch den Ausfall des Promi-UFORUMs wurde gefüllt mit einer Laudatio von Dr. Bunk auf den Veteran der deutschen UFOlogie Karl Ludwig Veit. Das Ehepaar Veit wurde bei seinem Erscheinen euphorisch gefeiert. Veit ging in seiner improvisierten Dankesrede auf das Buch „Jenseits der Lichtmauer“ von Elisabeth Klarer ein. Ein kurzer Rückblick auf sein bewegtes Leben ließ vielen Anwesenden Wasser in die Augen treten. Man fühlte sich in gute alte DUIST-Zeiten versetzt.

Entgegen der falschen Darstellung in einigen Presseartikeln erschien er dann doch noch: Superstar Erich von Däniken. In routinierter Weise stellte er in einem Dia-Vortrag den Inhalt seines neusten Buches „Die Augen der Sphinx“ vor. Es geht in erster Linie um Knochenfunde in vorzeitlichen Gräbern, die von vielen verschiedenen Tieren stammen. EvD schließt daraus, dass frühere ETs gentechnische Experimente durchführten und die entstandenen Mischwesen dann begraben wurden. Im Übrigen glaubt er nun doch an aktuelle UFO-Berichte. Er erwartet sogar für die nächsten Jahre eine offene Landung. Scheinbar hat Däniken eine Nase für den momentanen UFO-Zug und springt schnell noch auf.

Nach seinem Auftritt kam es dann zu kurzen Tumulten, als ein Störer gegen Däniken und Buttlar tätlich wurde. Hesemann attackierte ihn und ließ ihn von Ordnern aus dem Saal werfen. Flugs wurde der Mann zum CENAP-Provokateur gemacht und so sein Rauswurf begründet. Wie sich später herausstellte, eine Verdunklungsaktion. In Wirklichkeit war der junge Mann ein Freund von Andreas Schneider, der sich gegen die Absetzung von Schneider als Organisator der Tagung durch von Buttlar und Hesemann lautstark mokierte. Über die Zerwürfnisse zwischen Hesemann und Schneider grassierten manigfaltige Versionen auf deren Wiedergabe ich hier verzichten will.

Johannes von Buttlar, der heimliche Star der Konferenz, verzichtete kurzfristig auf seinen geplanten Werbevortrag für sein neues Buch „Zeitriß“ (Besprechung im nächsten JUFOF) und brachte einen Multimedia-Show-Beitrag über die Entstehung des Weltalls und die mögliche Umsiedelung des Menschen auf den dann terrageformten Mars. Unterstützt wurde er dabei von MUFON-CES-Unikum Manfred Karge, der feine Mikrofotos beisteuerte und auch sonst zu den engsten Freunden des Buttlarschen UFO-Zirkus gehörte. Die Musik lieferte ein talentierter Musiker, der großen Blechtrommeln mystische Klänge entlockte.

Das große Konzert von MIKO „Worlds of love – Songs for our friends the aliens“ folgte als Abschluss des Samstages. Wir waren allerdings da schon auf der Heimfahrt. Was sich am Sonntag, dem spirituellen Tag der Konferenz , noch zugetragen ahben mag: Wir wissen es nicht.

Ein kurzes Fazit sei mir dennoch gestattet. Obwohl etliche eingeladene Prominente erwartungsgemäß doch nicht kamen, hat der Veranstalter meiner Meinung nach für die zahlenden Gäste (Eintritt von 300 bis 450 DM) eine Mammutshow auf die Beine gestellt, die sich sehen lassen konnte. Rund 15 Stunden Unerhaltung pro Tag, wenn auch völlig ungeplant und teilweise recht chaotisch, sorgten für Volksfeststimmung. Wenn Michael hesemann am Samstag völlig überanstrengt und nervös beteuerte, er hätte den finanziellen Verlust seines Lebens gemacht, so glaube ich ihm. Zeitweilig fanden an den Eingängen nicht mal Kontrollen statt. Viele Gäste waren ohne Eintritt hereingekommen. Und die Kosten für die Anreise und Unterkunft der vielen Vortragenden mögen auch nicht billig gewesen sein. Verdient haben aber mit Sicherheit die kommerziellen Händler, die ihren Tand für teures Geld an Gutgläubige verkauft haben.

Das Aufregenste für mich und auch andere Anwesende war aber der hautenge Mini der Dolmetscherin Gabriele Strecker, die sich auch ein Etralob für ihre Riesenleistung verdient hat. Ansonsten mussten wir die Erfahrung machen, dass nicht alle, die zu diesen veranstaltungen gehen, so unrettbar sind, wie manche Aufklärer gerne an die Wand malen. Wir haben überwiegend positive Erfahrungen mit Interessierten an unserem Stand gemacht. Eins muss aber auch in aller Deutlichkeit gesagt werden: Es war eine New-Age-Veranstaltung mit einigen wenigen UFO-Forschern, die diese Bezeichnung verdienen. Eine UFO-Konferenz war es nicht und sollte es nach den Ankündigungen auch gar nicht sein.

T.A. Günter

T.A. Günter ist seit 1997 Mitglied der Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens (GEP) e.V. Bis 2006 war er sowohl für CENAP als auch für die GEP als Falluntersucher tätig. Von 2000 bis 2010 war er Beisitzer des GEP-Vorstands. Heute kümmert er sich aufopfernd um die Internetseiten des Vereins sowie das Layout des internen Mitgliedermagazins "GEP Insider". Im Havelland aufgewachsen, lebt und arbeitet T.A. Günter heute bei und in Hamburg.